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Geopolitik
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Karl Friedrich Weiland

Der Weltraum dient dem Krieg

Neue Limes befasst sich mit der Militarisierung des Weltraums

26. Januar 2022
  • Karl Friedrich Weiland
  • 26. Januar 2022
Limes 12/2021

Der Titel der Limes 12/2021 räumt alle Illusionen über eine alleinig friedliche Nutzung des Weltraums beiseite: Lo spazio serve a farci la guerra (Der Weltraum dient dem Krieg gegen uns). Warum sollte es aber auch anders sein, denn die menschliche Raumfahrt hatte ihren Ursprung im Krieg. Alfonso Desiderio erinnert in seinem Limes-Aufsatz daran, dass der Wehrmacht-General Walter Dornberger im Juni 1944 mit den Worten „Start frei!“ den ersten Flug einer A-4-Rakete, besser bekannt unter dem Propagandanamen Vergeltungswaffe 2 (V2), befahl, welche eine Höhe von 176 km erreichte und damit das erste menschliche Objekt im Weltraum war.

Der Limes-Chefredakteur Lucio Caracciolo sieht den Start des sowjetischen Sputnik-Satelliten am 4. Oktober 1957 als Beginn der Geopolitik im Weltraum. Er wurde zu einem „Gebiet potentieller Konflikte zwischen denjenigen, die Zugang zu ihm hatten“. Ebenso wie die Geopolitik der Erde hat auch die Geopolitik des Weltraums zwei Sphären. Wo man auf der Erde in Land und Meer trennt, trennt Caracciolo den Weltraum in die Erde-Mond-Sphäre (mit potentieller Ausweitung auf den Mars) und die Sphäre des unendlichen Raumes dahinter.

Die Erde-Mond-Sphäre ist das Sprungbrett in den Weltraum. Sie gliedert sich in mehrere Stufen. Der erste Bereich von der Erdoberfläche bis zur Kármán-Linie in 100 km Höhe, der Grenze zwischen Atmosphäre und Weltraum, wird bereits militärisch genutzt. Dies ist der Raum, in dem Hyperschallraketen mit Atomsprengköpfen mit über fünffacher Schallgeschwindigkeit navigieren, gegen die alle Verteidigungssystem scheinbar machtlos sind. 

Darüber, bis zu 2.000 km über die Erdoberfläche, liegt der durch Aufklärungssatelliten militärisch genutzt Raum, ergänzt durch die geostationäre Umlaufbahn in 36.000 km Höhe. Dort ist die Umlaufgeschwindigkeit von Objekten synchron zur Drehung der Erde. In diesem „Paradies für Spionage- und Telekommunikationssatelliten“ kann eine Hemissphäre fast vollständig erfasst werden. Entsprechend voll ist diese Umlaufbahn bereits, so dass sie bereits reguliert werden muss.

Von besonderer Bedeutung in der Geopolitik des Weltraum ist der Mond. Er gleicht einer Insel im Meer des leeren Raumes. Entsprechend sehen die Amerikaner, Russen und Chinesen den Mond als strategisches Ziel – wegen der dort vorhandenen Ressourcen, als auch wegen seiner Höhe über der Erde, die von ihm aus beherrscht werden kann. Bereits 1969 erklärte der US-General Homer A. Boushey im Washington Aero Club: „Wer den Mond kontrolliert, kontrolliert die Erde.“

Ausgehend von Carl Schmitts Aufsatz Gespräch über den neuen Raum von 1955 sieht Caracciolo ein Analogie zwischen Meer und Weltraum. Demgemäß auch zwischen der US-amerikanischen Thalassokratie auf der Erde und dem Bestreben der USA, die Dominanz im Weltraum zu erlangen. Auch der Ingenieur Danridge Cole leitete sein Projekt einer amerikanischen Kolonisierung des Weltraums aus den Theorien des Geostrategen Alfred Thayer Mahan ab. Ähnlich wie die Seeherrschaft auf Stützpunkten an strategisch günstigen Orten basieren – etwa an Meerengen, durch die wichtige Schifffahrtslinien führen -, gründet die Weltraumherrschaft auf der Beherrschung strategischer Orte des Weltraums.

Everett C. Dolman, der Autor der Monographie Astropolitik, vertieft diesen Gedanken in seinem Artikel Mahan negli astri: perché l’America va nello Spazio (Mahan in den Sternen: Warum Amerika ins All fliegt). Dabei zeigt er u.a. die strategische Bedeutung der Lagrange-Punkte auf, an denen ein Objekt in Bezug auf die Erde oder den Mond stabil ist und begründet, warum der Südpol des Mondes der ideale Ort für die Errichtung eines Außenpostens ist. Einen Krieg im Weltraum kann nach seiner Ansicht durchaus vorkommen. Umso wichtiger ist es, dass man sich schon jetzt mit den Grundsätzen der Astrostrategie vertraut macht.

Die weiteren Artikel des ersten Teils dieser Limes-Ausgabe befassen sich mit der Geschichte des Wettlaufs in den Weltraum und damit vornehmlich mit den USA, der Sowjetunion und China. Wie eingangs erwähnt erinnert Alfonso Desiderio an die deutschen Ursprünge der Raumfahrt und die deutsche Entwicklungshilfe für die amerikanischen und sowjetischen Weltraumprogramme.

Im zweiten Teil der Limes-Ausgabe werden die Auswirkungen des Wettbewerbs im Weltraum auf die jeweiligen Akteure, auf ihr Bild von sich selbst und das des Planeten Erde. Eine Entwicklung des Homo sapiens zum Homo cosmicus wird jedoch mittelfristig als unwahrscheinlich abgesehen.

Der dritte Teil wirft einen Blick auf auf die anderen Akteure des Weltraumrennens, konkret auf Italien, Japan, Frankreich, Indien und die Türkei. Man kann aus deutscher Sicht bedauern, dass eine Betrachtung über Deutschland fehlt, allerdings ist dies wohl selbstverschuldet. Das Budget für die deutsche Raumfahrtagentur DLR ist mit 2,5 Mrd. Euro nur halb so hoch wie die jährlichen Ausgaben für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Zukunft hat in der deutschen Gegenwart leider keine Priorität.

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Karl Friedrich Weiland

Dr. Karl Friedrich Weiland ist als Rechtsanwalt und Politikberater in Berlin tätig. Als Gründer des Kallikles Verlages ist er zugleich Herausgeber der Internetzeitschrift für Geopolitik.

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